125 JAHRE SK RAPID
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03.02.2024
Profis, Verein

Vor Pflichtspielauftakt: Markus Katzer im Interview

Transferfenster offen – egal ob im Sommer oder Winter ist dies die wohl stressigste Zeit des Jahres für die Verantwortlichen für eine Fußballprofimannschaft. Und das bei einem Job, der ohnehin immer intensiv und herausfordernd ist. Im Falle von Rapid betrifft dies besonders unseren Geschäftsführer Sport Markus Katzer. Für Neuzugänge zur Frühjahrssaison ist in Österreich noch bis inklusive 6. Februar Zeit, andere Länder (wie zum Beispiel unsere Nachbarn Schweiz, Tschechien, Ungarn, Slowenien oder Slowakei bzw. auch USA, die meisten skandinavischen Ligen oder die Türkei) haben noch länger geöffnet. Die absoluten Top-Ligen in England, Spanien, Italien, Frankreich oder Deutschland (inklusive der zweiten Spielklassen) sind aber bereits „durch“, von dort droht seit vorgestern (1. Februar) keine Gefahr mehr, dass Spieler kurzfristig abgeworben werden könnten. 

Markus Katzer nahm sich für skrapid.at auf alle Fälle am Tag nach dem „Deadline-Day“ in den Top-5-Ligen Zeit für ein Gespräch.

Markus, wie erleichtert bist Du, dass die heißen Spekulationen um mögliche Abgänge von Spielern wie Marco Grüll oder Leopold Querfeld noch vor Beginn der Frühjahrssaison nun endlich ein Ende haben?„Eigentlich gar nicht, denn ich weiß, dass diese Gerüchte und Spekulationen einfach zum Fußball-Geschäft gehören. Wichtig war für mich, dass wir am entscheidenden Hebel sitzen. Zudem haben wir ja nach dem nicht unbedingt geplanten Abgang von Nicolas Kühn zu Celtic recht früh klargestellt, dass wir im aktuellen Transferfenster keinen Stammspieler mehr abgeben möchten. Hier ist für uns alle der mögliche sportliche Erfolg in den nächsten Monaten wichtiger als ein etwaiger kurzfristig wirtschaftlicher. Ohne den Transfereinnahmen aus Schottland, deren Höhe ich allerdings nicht kommentieren werde, wäre unsere Position allerdings nicht so stark gewesen, so ehrlich muss man sein.“

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Das Handy am Ohr ist ein ständiger Begleiter von GF Sport Markus Katzer, ganz besonders in der Transferzeit © Red Ring Shots

Auf den Abgang von Kühn hat Rapid sehr rasch reagiert und fast zeitgleich U21-Teamspieler Christoph Lang verpflichtet. Wie konnte das so schnell klappen?
„Mit Celtic waren lediglich noch Formalitäten offen, sodass wir zeitgleich konkret mit Sturm und Christoph Lang über einen Transfer verhandeln konnten. Der Plan war ohnehin, dass wir ihn im Sommer nach Hütteldorf holen werden, durch den Abgang von Kühn und auch den langwierigen Verletzungen von Thierry Gale und Oliver Strunz kam aber eine neue Dynamik rein. Lang passt auf alle Fälle großartig in unsere Philosophie. Er ist ein nach wie vor junger Österreicher, der noch viel Entwicklungspotential hat, aber auch schon einige Erfahrung in der höchsten Spielklasse und im U21-Nationalteam sammeln konnte.“

Was können sich die Rapid-Fans bis zum Ende des heimischen Transferfensters und darüber hinaus im Zusammenhang mit Zu- und Abgängen erwarten?
„Durch die bereits erwähnten Verletzungen in der Offensive ist es nicht unrealistisch, dass wir hier doch noch einmal aktiv werden. Allerdings haben sich unsere Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in der Vorbereitung bereits mit guten Leistungen in Trainings und Testspielen empfohlen, daher müsste ein möglicher neuer Spieler klar besser sein als unsere eigenen Burschen. Also, es ist möglich, aber nicht fix. Prinzipiell sind wir, da bin ich völlig deckungsgleich mit unserem Trainer, mit dem vorhandenen Kader für die Frühjahrssaison zufrieden!“

Mit welchen Zielen schickst Du Trainer und Mannschaft jetzt in die Frühjahrssaison – möglichen Spekulationen nach einem Titel hast Du ja bei der Pressekonferenz der Bundesliga am Dienstag eine Absage erteilt, was manche nicht ganz verstehen konnten?
„Die Aussage sollte man nicht auf einen Beisatz, den sich manche herausgepickt haben, beschränken! Natürlich wollen wir Titel holen, das ist ja selbstverständlich. Und im Cup sind wir in den letzten sieben Jahren dreimal im Finale gewesen, waren also denkbar knapp dran. Heuer nehmen wir den nächsten Anlauf, natürlich wollen wir wieder ins Finale und wenn wir das schaffen würden, kann und wird es nur ein Ziel geben. In der Liga geht es jetzt tatsächlich darum, den Platz für die Meistergruppe zu schaffen. Durch die mäßige Punkteausbeute in den ersten 14 Runden wird das – übrigens ebenso wie das Cup-Heimspiel gegen St. Pölten – kein Selbstläufer. Aber wir haben die Qualität und sicher auch den dafür notwendigen Teamspirit, wie ich jetzt selbst hautnah über fast zwei Wochen im Trainingslager erleben konnte.“

Warum dann das von Dir öffentlich geäußerte Unverständnis, dass wir um Titel mitspielen könnten?
„Es ist schmerzhafter Fakt, dass wir seit 2008 keinen holen konnten. Und dass wir aus wirtschaftlicher Sicht schon lange sehr weit weg sind vom Serienmeister aus Salzburg. Bei Rapid wird gut und vernünftig gewirtschaftet, trotzdem ist es so, dass derzeit in Graz sowie Linz wohl mehr Geld für Spielergehälter zur Verfügung steht. Wir haben allerdings in der jüngeren Vergangenheit ein neues Stadion und zudem aus Eigenmitteln ein Trainingszentrum geschaffen, Finanzierung und Betrieb binden natürlich gewisse monetäre Ressourcen. Dass wir nun zweimal in Serie eine europäische Gruppenphase verpasst haben, hat natürlich auch Auswirkungen. Nicht nur für die jeweiligen Einnahmen in der betroffenen Saison, sondern auch für die am Transfermarkt zu erzielenden Erlöse für Spieler. Auftritte auf internationaler Bühne bringen natürlich höhere Marktwerte. Wobei auch klar sein muss, dass wir derzeit Transfererlöse nur zu einem Teil reinvestieren können, denn Transferüberschüsse sind momentan einfach notwendig, um eine Saison wirtschaftlich zumindest ausgeglichen abschließen zu können. Das gilt natürlich verstärkt in Spielzeiten ohne Teilnahme an UEFA-Bewerben, speziell Gruppenphasen. Doch wir arbeiten in allen Bereichen hart daran, wieder dorthin zu kommen. Der vor nicht einmal eineinhalb Jahren begonnen Umbruch im gesamten Verein war außergewöhnlich, auch ich selbst bin erst seit 13 Monaten im Amt. Alle Verantwortungsträger sind vom eingeschlagenen Weg überzeugt, doch es ist ein steiniger und wir sind noch relativ am Anfang.“

Zum propagierten grün-weißen Weg gehört es auch, auf Spieler aus der eigenen Akademie zu setzen. Sturm und der LASK machen dies derzeit kaum, sind Rapid aber derzeit bei der Performance des Herzstücks eines Fußballvereins, der Profimannschaft, voraus. Bleibt es dabei, dass Rapid auf den eigenen Nachwuchs setzen wird?
„Ausnahmslos mit selbst ausgebildeten Spielern große Erfolge feiern zu können, wird unmöglich sein. Aber wir leisten in der Akademie bis rauf zu Rapid II richtig gute Arbeit. In der Winterpause habe ich eine Auswertung des renommierten CIES Football Observatory gelesen (Anm. der Redaktion: einen Screenshot dazu findet Ihr weiter unten - hier der Link zur Homepage), die uns in diesem Weg auch bestätigt. In der Herbstsaison wurden über 37 Prozent der Einsatzminuten unserer Mannschaft in der Bundesliga von Spielern bestritten, die zwischen ihrem 15. und 21. Geburtstag zumindest drei Jahre im Klub waren. Das ist der Top-Wert für Österreich und auch international weit überdurchschnittlich. Hier zählen wichtige Spieler wie Niklas Hedl, Leopold Querfeld, Momo Oswald oder Nik Sattlberger dazu. Dies wird also ein wichtiger Baustein unseres Weges bleiben. Dazu aber auch die Verpflichtung von jungen Spielern, die bei uns ihren Wert deutlich steigern sollen, da wird der Reisepass nur eine untergeordnete Rolle spielen. Last but not least zählen zum Weg aber auch erfahrene Spieler, die Führungsrollen einnehmen sollen, Beispiele aus der Sommer-Transferperiode sind hier Nenad Cvetković oder Lukas Grgić.“ 

(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)

Einsatzzeit von "Club Trained Players" (zwischen 15. und 21. Geburtstag mind. drei Jahre im Klub) in der heimischen Meisterschaft © CIES

Du hast vorher die vielen Änderungen erwähnt, die es im gesamten Verein gegeben hat, ist der Prozess nun abgeschlossen?
„Das hat ja nicht nur die Profimannschaft betroffen, sondern fast alle Bereiche und sogenannten Schlüsselpositionen des SK Rapid.  Ich bin mit unserer jetzigen Konstellation auf alle Fälle sehr zufrieden. Die Zusammenarbeit in der Geschäftsführung, in sportlichen Agenden natürlich besonders mit Steffen Hofmann, funktioniert bestens und ist von großem Vertrauen geprägt, auch wenn wir natürlich nicht in jeder Detailfrage hundertprozentig die gleiche Meinung haben. Das wäre aber auch nicht normal. Unser Trainerteam bei den Profis macht mir die Zusammenarbeit leicht. Nicht nur ich kann auf ein super motiviertes Team im Trainingszentrum und in Hütteldorf zählen, das weit über die fußballspezifischen Themen nur eines im Sinn hat: Eine erfolgreiche Zukunft unseres Klubs mitgestalten zu können. Ich bin sehr zuversichtlich, dass uns das – mit Unterstützung der gesamten Rapid-Community – auch gelingen wird.“ 

Eine aktuelle Nachfrage haben wir am Samstagnachmittag noch gestellt:

Markus, aus Deutschland kommt die Meldung, dass unser Rapidler des Jahres 2021, Marco Grüll, ab Sommer fix bei Werder Bremen spielen wird und bei den Grün-Weißen aus der Hansestadt bereits unterschrieben hat. Kannst Du das bestätigen?
„Das würde ich selbst dann nicht, wenn ich es wissen würde, da dies nicht meine Aufgabe ist und auch nicht in meine Verantwortung fällt. Wir wissen allerdings mittlerweile, dass Marco seinen Vertrag bei uns nicht verlängern wird. Trotzdem bin ich überzeugt, dass er in den verbleibenden Monaten ein ganz wichtiger Spieler für uns bleiben wird. Marco Grüll ist ein Top-Profi, der bis zum letzten Tag bei seinem Klub das Maximum geben wird. Wohin ihn sein weiterer Weg führen wird, werden wir alle dann sicher zeitgerecht erfahren.“ 

TERMINE

ÖFB Cup Finale 2024: SK Sturm - SK Rapid

Wörthersee-Stadion Klagenfurt
 2024-05-01  17:00

30. Runde: SK Rapid - RB Salzburg

Allianz Stadion
 2024-05-05  17:00

31. Runde: SK Austria Klagenfurt - SK Rapid

Wörthersee-Stadion
 2024-05-12  17:00

32. Runde: SK Rapid - TSV Hartberg

Allianz Stadion
 2024-05-19  17:00