Tabea Aitenbichler: „Wir wollen etwas zurückgeben!“
SK Rapid: Tabea, Glückwunsch zum Meistertitel. Was war dein erster Gedanke nach dem Schlusspfiff?
Tabea Aitenbicher: Ich war schon auf der Bank, wir haben alle mitgefiebert – und als der Schlusspfiff kam, war es einfach nur überwältigend. Wir sind aufs Feld gestürmt, haben gefeiert, aber wirklich realisieren konnte man es nicht sofort. Dass wir tatsächlich Meisterinnen sind – das ist ein Riesenschritt. Jetzt richten sich alle Blicke auf die Relegation.
Ihr habt über ein Jahr auf dieses Ziel hingearbeitet. Wie groß war die Erleichterung?
Der Druck war enorm. Von Anfang an war klar: Wir wollen Meisterinnen werden – eigentlich: Wir müssen. In der Hinrunde haben wir dann gesehen, dass das Ziel realistisch ist. Aber wenn man es dann tatsächlich schafft, fällt trotzdem eine riesige Last ab. Das war ein besonderer Moment für uns alle.
Trotz Titel stehen in der Liga noch Spiele an. Wie haltet ihr jetzt die Spannung hoch?
Wir sind eine extrem ehrgeizige Mannschaft. Auch wenn wir den ersten Platz in der Tabelle fixiert haben, wollen wir in jedem Spiel das Maximum rausholen. Außerdem steht das 100. Meisterschaftstor an – so etwas motiviert zusätzlich. Für uns zählt jedes Spiel, jeder Auftritt.
Spielt es eine Rolle, wer das 100. Tor schießt?
Überhaupt nicht. Wir feiern das als Team. Es geht um diesen Meilenstein – nicht darum, wessen Name in der Statistik steht. Es wäre ein Moment für uns alle, gemeinsam mit unseren Fans und dem Trainerteam.
Was braucht es, um den Aufstieg in die 2. Bundesliga zu fixieren?
Vor allem harte Arbeit. Die nächsten Wochen müssen wir intensiv nutzen, an uns selbst arbeiten, viel trainieren. Dazu kommt eine gute Gegnerinnenanalyse – wir wollen vorbereitet sein und Überraschungen vermeiden. Egal, wer es am Ende ist – wir werden bereit sein.
Spürst du schon Nervosität vor der Relegation?
Ein bisschen Anspannung ist da, klar. Es sind Spiele, von denen die gesamte nächste Saison abhängt. Aber das ist eher positiver Respekt als lähmende Nervosität. Ich denke, das gehört auf diesem Niveau einfach dazu.
Du hast beim Wiederaufstieg der Union Kleinmünchen in die Bundesliga mitgewirkt. Hilft dir diese Erfahrung jetzt?
Absolut. Ich weiß, wie sich dieser Moment anfühlt, kurz bevor’s losgeht. Man ist nervös, aber man lernt, damit umzugehen – das Beste aus sich rauszuholen, gerade dann, wenn’s drauf ankommt. Diese Erfahrung hilft mir sicher.
Lass uns kurz auf deine Karriere blicken: Du hast in Leonding begonnen und dich bei Kleinmünchen hochgearbeitet. Was hast du aus dieser Zeit mitgenommen?
Ich habe in der B-Mannschaft angefangen, und der Weg in die A-Mannschaft war alles andere als leicht – vor allem weil viele Akademie-Spielerinnen dort sind und ich nicht in der FFAOÖ (Frauenfußballakademie Oberösterreich) war. Aber genau das hat mich geprägt. Es war harte Arbeit, aber sie hat sich ausgezahlt. Ich habe gelernt, mit Konkurrenz umzugehen und nie lockerzulassen.
War die Akademie für dich ein Thema?
Ich hatte das Angebot, aber es hat sich für mich nicht richtig angefühlt. Ich war mit meiner Schule zufrieden, und das Sichtungstraining hat mir nicht gefallen. Letztlich bin ich meinen Weg gegangen – und rückblickend war das genau richtig.
Weißt du noch, wie dein erster Bundesliga-Einsatz war?
Ja, fünf Minuten gegen Sturm Graz – und keinen einzigen Ballkontakt. Dafür habe ich eine Wurz’n bekommen. Damals war’s hart, aber heute kann ich drüber lachen. Und ja – es wurde danach deutlich besser.
Du spielst auf der Schiene, mal offensiv, mal defensiv. Wie siehst du deine Rolle im Team?
Ich bin flexibel – das ist sicher eine meiner Stärken. Ich spiele dort, wo ich gebraucht werde, ob hinten oder vorne. Das Wichtigste für mich ist, dass ich meinem Team bestmöglich helfen kann.
Morgen steht das Cup-Halbfinale gegen Altera Porta an. Was bedeutet euch dieses Spiel?
Sehr viel. Cup-Spiele haben ihren eigenen Reiz – es geht in 90 Minuten um alles. Kein Platz für Fehler, keine zweite Chance. Unser Ziel ist nicht nur das Finale, sondern der Titel. Das ist ein weiterer Meilenstein, den wir erreichen wollen.
Ihr habt am Samstag erst gegen Altera Porta gespielt. Ist das ein Vorteil?
Definitiv. Wir kennen die Gegnerinnen, wissen, was uns erwartet. Aber es ist ein K.o.-Spiel – da ist alles möglich. Wir sind fokussiert und wissen, dass wir voll da sein müssen.
Welche Rolle spielen die Fans dabei?
Eine riesige. Man merkt am Spielfeld sofort, ob die Fans da sind. Ihre Unterstützung pusht uns. Wir hoffen, dass sie zahlreich zum Halbfinale kommen – wir wollen ihnen etwas zurückgeben.
Zum Abschluss: Was reizt dich mehr – klare Siege oder harte Kämpfe?
Ganz klar: die harten Kämpfe. In diesen Spielen wächst man. Man wird gefordert, muss über sich hinauswachsen – genau das macht den Fußball aus, den ich liebe.
SK Rapid: Danke für das Gespräch! Alles Gute für das Halbfinale und den Rest der Saison!
Fotos: SK Rapid | Widner, Chaluk